rundum Magazin – Landkreis Bayreuth – An den Teig, fertig, los!

An den Teig, fertig, los!

Politik trifft Handwerk: Landrat Florian Wiedemann zu Gast bei Bäckermeister Ronny Vogel und dessen Meisterklasse der Bäcker und Konditoren.

Es duftet nach frischem Brot und geschmolzener Schokolade, als Florian Wiedemann den Lehrraum der Bäcker und Konditoren in der Handwerkskammer für Oberfranken besucht. Mit dem Nachwuchs von Bäckermeister Ronny Vogel hat er vor, einige Köstlichkeiten zuzubereiten. Warum er das macht? Der Landrat möchte Einblicke in die spannende Tätigkeit der Bäcker und Konditoren erhalten – daher denkt er sich: Lieber mal selbst mit anpacken! Am Ende entstehen knusprige Anisbrezen, frisches Brot und leckere Schokopralinen – und die Erkenntnis, dass im regionalen Handwerk viele interessante Geschichten liegen.

Wieso habt ihr euch entschieden, das Handwerk des Bäckers bzw. Konditors zu erlernen?

Klasse: Wir wollten unser Hobby zum Beruf machen. Gegessen wird ja schließlich immer (lachen).
Landrat Wiedemann: Unser tägliches Leben würde ohne Handwerk schlichtweg nicht funktionieren. Es gibt so viele Bereiche, in denen wir auf Handwerkerinnen und Handwerker angewiesen sind, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Von A wie Anlagenmechaniker bis Z wie Zimmerer gibt es unzählige Betätigungsfelder, die alle unterschiedliche Anforderungsprofile mit sich bringen.

Was könnte man tun, damit man wieder mehr junge Menschen für das Handwerk begeistert?

Landrat Wiedemann: Wir müssen es schaffen, Lust aufs Handwerk zu machen. Im Handwerk liegt eine große Vielfalt, die es zu entdecken gibt. Einerseits sind die Handwerksberufe an sich natürlich schon sehr unterschiedlich, andererseits hat man aber auch auf seinem Karriereweg verschiedenste Möglichkeiten – von der Selbstständigkeit über die Beschäftigung bei einem kleinen Familienbetrieb bis hin zum Engagement bei einem Global Player.

Könnt ihr den Unterschied zwischen einem Massenprodukt und einem handwerklichen Produkt erklären?

Klasse: Bei einem Massenprodukt werden Zusatzstoffe zugegeben, um aus tendenziell billigeren Zutaten Teige herzustellen, die möglichst maschinengängig, leicht und zeitsparend zu verarbeiten sind. Bei einem Handwerksbrot passiert das nicht. Der Bäcker kann mit den reinen Zutaten Mehl, Wasser und Salz und seinem Fachwissen zu langen Teigführungen, Rohstoffen und Verarbeitungstechniken ein geschmacklich intensiveres und bekömmlicheres Produkt herstellen.

Da ist Fingerfertigkeit gefragt: Landrat Wiedemann formt eine Anisbreze.

Da ist Fingerfertigkeit gefragt: Landrat Wiedemann formt eine Anisbreze.

Wie wichtig ist Ihnen das Thema Regionalität?

Landrat Wiedemann: Ohne Regionalität hätten wir nichts, was uns ausmacht. Unsere Bäcker und Konditoren schaffen mit ihren Köstlichkeiten einen großen Beitrag, damit wir am Ende sagen können: „Schaut her, so etwas gibt es in dieser Form nur bei uns!“ Mit der Dachmarke Bayreuther Land schaffen wir in der Region Bayreuth genau das. Mittlerweile zählen wir mehr als 60 Mitglieder, durch die der Schlüsselbegriff Regionalität bei uns ein Gesicht bekommt.

Einige von euch haben Chemie, Materialwissenschaft oder auch Soziale Arbeit studiert. Warum wird man am Ende dennoch Bäcker oder Konditor?

Klasse: Weil man es schon immer wollte, es sich aber hat ausreden lassen. Die Erwartungshaltung ist oft, dass man mit Abitur studieren „muss“ und eine handwerkliche Ausbildung nicht so viel wert ist. Viele stellen auch fest, dass das Studium extrem theoretisch ist. Wir schätzen eben das praktische Arbeiten mit greifbaren Ergebnissen. Ganz wichtig ist uns auch ein Beruf, der uns wirklich glücklich macht und den Kunden ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Wo liegen die Herausforderungen im Handwerk?

Bäckermeister Vogel: Herausfordernd ist, dass unser Handwerk oft zu sehr in der Tradition festhängt und dadurch häufig unattraktiv für den Nachwuchs ist. Von der Politik würden wir uns mehr (finanzielle) Förderung wünschen, da es sehr kostspielig ist, sich aus den Traditionen zu befreien und zum Beispiel auf neue Produktionstechniken umzustellen. Generell würden wir uns mehr Wertschätzung für uns Lebensmittelhandwerker wünschen.

Wie können Sie diese Wünsche unterstützen?

Landrat Wiedemann: Ich kann versichern, dass ich immer ein offenes Ohr für die Anliegen unserer Handwerkerinnen und Handwerker haben werde. Der Landkreis und seine Handwerksbetriebe brauchen ein ehrliches, enges und vertrauensvolles Miteinander, damit wir in Zukunft (noch) bessere Rahmenbedingungen für unsere Betriebe schaffen können. Ich sehe meine Aufgabe zudem darin, unseren Handwerkerinnen und Handwerkern über die Landkreisgrenzen hinaus Gehör zu verschaffen und sowohl auf landes- als auch auf bundespolitischer Ebene, wenn nötig, Gespräche mit wichtigen Entscheidungsträgern zu suchen.

 

„Mit der Dachmarke Bayreuther Land schaffen wir in der Region Bayreuth genau das. Mittlerweile zählen wir mehr als 60 Mitglieder, durch die der Schlüsselbegriff Regionalität bei uns ein Gesicht bekommt.“

Florian Wiedemann,
Landrat
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