Welche größere Stadt kann denn von sich behaupten, mitten im Zentrum, perfekt an die Infrastruktur angebunden, freien Wohnraum zu besitzen? Die Reaktivierung von leer stehenden Gebäuden ermöglicht das Leben in gewachsenen, lebendigen Orten, schafft Heimat und Geschichte. Mit Engagement und Liebe zum Detail kann Leerstand zu Raumwohlstand werden!
Leer stehende Immobilien wieder mit Leben füllen und damit den Ortskernen der Region ein neues, attraktives und lebendiges Gesicht geben – das ist das Ziel, das sich die Regionen Hof, Bayreuth und Wunsiedel im Fichtelgebirge gesteckt haben. Ein Beispiel, wie Sanierungsvorhaben auch in unserem Landkreis unterstützt werden, ist die Sanierungserstberatung. Häufig stehen Eigentümerinnen oder Kaufinteressenten einer leer stehenden oder mindergenutzten Immobilie vor der Frage, wo anfangen? Genau hier setzt das Angebot der Sanierungserstberatung an. Eine Architektin oder ein Architekt besucht gemeinsam mit den Interessenten das Objekt und gibt einen ersten groben Überblick über die Notwendigkeiten, Möglichkeiten und Kosten einer Sanierung. Gefördert wird das durch den Landkreis mit Mitteln des Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.
Ein Schwedenofen macht’s gemütlich warm
Einer, der sich dank der Sanierungserstberatung dazu entschieden hat, in unserem schönen Landkreis ein altes Gebäude zu sanieren, ist Markus Grebing. „Es ist ein Herzensprojekt“, sagt er über das kleine, 120 Jahre alte Doppelhaus in Warmensteinach. Seit über 75 Jahren gehört das Häuschen seiner Familie, zuletzt bewohnt von der Uroma. Seit vielen Jahren wird es nur noch als Ferienunterkunft genutzt, wenn die Familie Urlaub in der Region macht. Grebing wohnt mit Frau und zwei Kindern rund 300 km entfernt im Großraum Heidelberg. „Die Region ist uns einfach ans Herz gewachsen. Mittlerweile ist der Fichtelsee mein Zuhause“, sagt Ehefrau Lisa Grebing.
Mit der Sanierung des Häuschens hat sich die Familie viel vorgenommen. Die eine Hälfte ist bislang unbewohnbar, das Dach ist undicht, die Wände feucht, eine Bodenplatte ist nicht vorhanden, genauso wenig wie eine Heizung, Elektronik oder Sanitäranlagen. Auch die andere Haushälfte ist dringend sanierungsbedürftig. Hier hält zumindest ein Schwedenofen den Wohnraum gemütlich warm, wenn die Familie der Großstadt entflieht, „um einfach mal rauszukommen und runterzufahren“. Schon länger hat sich die Frage gestellt, was mit dem Haus geschehen soll. Hierbei half die Sanierungserstberatung. „Die hat mich erst mal schockiert“, gesteht Markus Grebing lachend. „Sie hat mir aber auch sehr geholfen!“
rundum Magazin 2023 – Land & Leben – Werkeln am Herzensprojekt, Foto: Hannes Huttinger
rundum Magazin 2023 – Land & Leben – Werkeln am Herzensprojekt, Foto: Hannes Huttinger
Der Wunsch nach einem Feriendomizil
Der Architekt stellte eine grobe Kostenprognose auf, prüfte die Bausubstanz. Und kam zu dem Schluss: Eine Sanierung ist aufwendig, aber durchaus möglich. Er wird auch die nächsten Schritte der Sanierung begleiten. Wenn alles nach Plan läuft, möchte Familie Grebing die „schlimmere Hälfte“ Ende nächsten Jahres fertig haben. Danach soll diese als Feriendomizil vermietet werden. Die andere Hälfte soll dann nach und nach saniert werden und weiterhin von der Familie für Urlaube genutzt werden.
Grebing: „Viele sagen, ich soll es doch einfach abreißen. Aber das möchte ich nicht. Als Kind habe ich hier all meine Urlaube verbracht, mich durch meterhohen Schnee zur Tür vorgegraben. Diese und viele weitere Erinnerungen verbinde ich mit diesem Haus. Darum möchte ich es erhalten.“
„Die Sanierungsberatung hat mich erst mal schockiert. Sie hat mir aber auch sehr geholfen.“