Vor allem auf dem Land ist die Anbindung an den ÖPNV oft unzureichend. Auf vielen Strecken fahren nur morgens und mittags Busse für Schulkinder. Abgelegene Ortsteile werden oft gar nicht angefahren. Unter dem Motto „Bürger fahren für Bürger“ gibt es deshalb im Landkreis Bayreuth seit über 30 Jahren Bürgerbusse.
Im November 2023 wurden zwei neue Bürgerbuslinien im Fichtelgebirge eröffnet. Eine Linie fährt in zwei Stunden rund um den Ochsenkopf durch die Gemeinden und Ortsteile von Bischofsgrün, Fichtelberg, Mehlmeisel und Warmensteinach. Die andere bedient in mehreren Rundkursen Haltestellen in und um Gefrees. Manchmal werden die Touren kombiniert.
Auch Rainer Friedrich fährt seitdem ehrenamtlich. Durchschnittlich einmal pro Woche übernimmt er eine 4-Stunden-Schicht. Der gebürtige Warmensteinacher kennt sich in der Region gut aus und weiß auch um die Mentalitäts- und Dialektunterschiede zwischen den Gemeinden. Zumal er 49 Jahre bei der Post in Fichtelberg gearbeitet hat, zuletzt als Leiter des Zustellstützpunktes.
Einsatz auf Achse: Bürger fahren Bürger
Der 69-Jährige genießt seinen Ruhestand. Seine Familie, die Kirchengemeinde und Ausflüge ins Fichtelgebirge mit dem Mountainbike oder im Winter auf Tourenskiern halten ihn aktiv. Zeit bleibt trotzdem. „Die Woche hat schließlich sieben Tage“, sagt er. So meldete er sich zusammen mit anderen Fahrern, neun Männern und drei Frauen, als ehrenamtlicher Bürgerbusfahrer. Alle hatten einen ähnlichen Gedanken: Sie wollten der Gemeinschaft etwas zurückgeben.
Körperliche Fitness ist eine der Voraussetzungen für den Job. „Für den Personenbeförderungsschein mussten wir neben dem Führerschein ein polizeiliches Führungszeugnis, ein ärztliches Attest und ein weiteres Gutachten vom Augenarzt vorlegen“, erinnert sich Rainer Friedrich. Alle Fahrerinnen und Fahrer über 60 Jahre mussten zudem einen Reaktionstest absolvieren. Nach einer Einweisungsrunde und ausgestattet mit Kartenmaterial ging es dann los. „Verfahren habe ich mich noch nicht“, lacht Rainer Friedrich. „Nur einmal bin ich fast falsch abgebogen, weil ich die Tour verwechselt hatte.“
Der Mercedes Sprinter im Bürger-bus-Design bietet Platz für acht Fahrgäste. Die Atmosphäre im Fahrzeug ist familiär, sodass man schnell ins Gespräch kommt. „Bei uns ist es nicht verboten, während der Fahrt mit dem Fahrer zu sprechen. Im Gegenteil“, sagt Rainer Friedrich. Man unterhält sich über die Straßenverhältnisse, Baustellen oder das Wetter. Touristen lassen sich oft die Gegend erklären. Die Tour lohnt sich wegen der schönen Landschaft. Und manchmal fährt auch jemand nur wegen der Gesellschaft mit.
Einige Seniorenbeauftragte in den Gemeinden werben für den Service, denn gerade für ältere Mitbürger lohnt es sich, damit zum Arzt, zur Sparkasse oder zum Einkaufen zu fahren. Zumal eine einfache Fahrt für Erwachsene nur 1,50 Euro kostet. Senioren zahlen sogar nur 1 Euro und Schwerbehinderte werden kostenlos mitgenommen, ebenso Kinder bis 6 Jahre und Schüler mit Ausweis. Bezahlt wird beim Busfahrer.
Rainer Friedrich fühlt sich rundum geschätzt. „Die Fahrgäste sind freundlich und freuen sich, dass ich sie mitnehme. Und die Ansprechpartner im Landratsamt sind immer für uns da.“ Der Personenbeförderungsschein gilt noch bis 2028. Und wenn es die Gesundheit zulässt, will er so lange weitermachen und gerne auch darüber hinaus.
KURZgesagt
Gustav Greiner
73 Jahre, Bischofsgrün
Ich kann den Bürgerbus nur empfehlen, zum Beispiel, um damit in den Orten um den Ochsenkopf mit ihren jeweiligen Ortsteilen Bekannte und Freunde oder Geschäfte und Attraktionen zu besuchen. Die Fahrer sind sehr nette Leute und halten sogar mal an, wenn man den Bus sieht und ihnen winkt oder als Bus-Insasse zwischen den regulären Haltestellen gerne zu- oder aussteigen möchte. Wir selbst haben eine kleine Pension in Bischofsgrün. Auch für unsere Gäste ist der Bürgerbus interessant als Fahrgelegenheit für Wanderungen zum Ausgangspunkt oder für die Fahrt zurück.
„Ich freue mich, wenn am Ende der Fahrt jemand aussteigt und sagt: Danke, schee war’s!“
Der Landkreis macht mobil – Alternativen für eine smarte Vernetzung der Region
fifty-fifty-taxi
An Wochenenden zwischen
21 Uhr abends und 5 Uhr morgens fahren ausgewählte Taxiunternehmen ihre Fahrgäste für die Hälfte. Die andere Hälfte spendiert der Landkreis.
Wo fährt es?
Start und/oder Ziel ist Bayreuth, Breitenlesau oder Trockau.
Wer nutzt es?
Alle Bewohner des Landkreises Bayreuth nach dem Besuch von Abendveranstaltungen.
zukunft.landkreis-bayreuth.de/mobil-digital/fifty-fifty-taxi/
fahrradbus
Das Fahrradbusnetz führt an
Wochenenden und vielen Feiertagen zu vielen wunderbaren Ausflugszielen im Landkreis und darüber hinaus.
Wo fährt er?
Die Schlosslinie führt von Pegnitz bis Hollfeld, der Radlbus Fichtelgebirge von Bayreuth nach Bischofsgrün.
Wer nutzt ihn?
Radlerinnen und Radler inkl. E-Bike oder Fahrrad mit Reservierung.
09272 – 969030
frankenwald-mobil.de
Anruflinientaxi
Gerade zu Zeiten, in denen kein hohes Fahrgastaufkommen erwartet wird, übernehmen Ruftaxis auf Anforderung den Fahrdienst auf diversen Bus-Strecken.
Wo fährt es?
Laut VGN-Fahrplan auf den Linien 329, 330, 367, 369, 372, 375, 376, 378, 385–388, 392, 396.
Wer nutzt es?
Nutzer des VGN. Die Fahrt muss mindestens 1 Stunde vor Fahrtantritt telefonisch angemeldet werden. Telefonnummer siehe Fahrplan.