Fichtelberg im Landkreis Bayreuth hat über 1.700 Einwohner, ist Luftkurort und liegt am Fuße des Ochsenkopfs. In der Vergangenheit beeinflussten der Bergbau und die frühe Industrie den Ort – heute ist vor allem der Tourismus prägend. Hierfür sollen in Zukunft neue Zielgruppen angesprochen und neue Perspektiven eröffnet werden – auch um langfristig einer Abhängigkeit vom Wintersport zu entgehen. Deswegen wird dem Lindnerareal neues Leben eingehaucht.
Auf dem Lindnerareal zwischen der Heinrich-Lindner-Straße und dem Hochofenweg wurden rund 120 Jahre lang Schamottesteine im Schamottewerk Heinrich Lindner hergestellt. Seit 1998 stehen die Gebäude auf dem Gelände allerdings leer und sind dem Verfall preisgegeben. „Unser Wunsch nach einer Neuordnung und Belebung des Lindnerareals ist ein hervorragender Beitrag, um die Ortsgeschichte und Baukultur weiterleben zu lassen.
Seit 2021 erarbeiten wir gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ein auf das historische Lindnerareal bezogenes Kommunales Denkmalschutzkonzept (KDK). In diesem wollen wir für die weitgehend leer stehenden oder ungenutzten historischen Industriebauten, darunter drei Baudenkmale und weitere erhaltenswerte Bausubstanz im Ortskern, neue Lösungen finden“, erklärt Bürgermeister Sebastian Voit.
Ein multifunktionaler Erlebnisraum
Auf der Grundlage des KDK hat das Büro für Stadtplanung und Landschaftsarchitektur iF ideenFinden aus Wunsiedel ein Zukunftsszenario für das ca. 1,5 ha große Gelände entwickelt – ein Gesamtkonzept mit innovativem Charakter zur touristischen Entwicklung. Die Fläche soll zu einem multifunktionalen Erlebnisraum mit In- und Outdoor-Besonderheiten für Spiel, Sport und Familienfreizeit realisiert werden. Im Oktober 2022 haben die ersten Abbrucharbeiten begonnen.
Fünf thematische Bausteine werden den neuen Ferien- und Erlebnispark prägen: Die historische Bergamt-Gaststätte und die Lindner-Brauerei werden wieder der Gastlichkeit und dem Brauerei- Erlebnis gewidmet. Das Herrenhaus und das benachbarte Pochwerk sind der Kern des frühindustriellen Standorts und sollen zur ersten Besucheradresse werden. Hier wird es für das ganze Fichtelgebirge multimediale Informationen, Angebote und ein einladendes Ambiente für die Ankunft geben.
Die Flammofenhalle soll im Inneren umgebaut und anschließend für Events und Indoor-Aktivitäten genutzt werden. Die Hanglage nach Südwesten wird als Aussichts- und Verweilterrasse ausgestaltet. Durch Teilabbrüche im Bereich der Schamottefabrik ergeben sich Flächen für Mitmach-Werkstätten und Spielbereiche für Familien und Radler-Gruppen. Das gut erhaltene Arbeiterwohnhaus aus Backstein nordöstlich davon ist weithin sichtbar und wird zum Radler-Hostel. Durch die dichte Abfolge von attraktiven Teilbereichen entsteht viel Spielraum für Kommunikation, Unterhaltung und Begegnung im Lindner areal – sowohl für Gäste als auch für die Fichtelberger Gemeinschaft.
Ein Erlebnispark für Fichtelberg, Bestandsbilder und Visualisierung: iF ideenFinden GmbH
Ein Erlebnispark für Fichtelberg, Bestandsbilder und Visualisierung: iF ideenFinden GmbH
Übernachten in wilder Natur
Nicht weit vom geplanten Radler-Hostel liegt der Bereich der ehemaligen Steinbearbeitung mit rund 3,5 ha. Mit dem aufgestauten Mühlweiher und dem Flusslauf der Fichtelnaab findet man eine wild-romantische Brache vor, die hohes Potenzial für Abenteuer, Entdecken und Spiel mit sich bringt. Hier sollen in Zukunft weitere Übernachtungsmöglichkeiten mit Baum- und Stelzenhäusern mitten in der Natur entstehen. Insgesamt handelt es sich um einen Transformationsprozess mit weitgehenden Veränderungen und Eröffnung von Nutzungsperspektiven. Beispielsweise übersteigt eine Sanierung der Gaststätte des ehem. Bergamts, der Lindner-Brauerei oder des Herrenhauses deutlich die Möglichkeiten des kommunalen Haushalts der Gemeinde. Deshalb wird nach Lösungen gesucht, wie private Initiative in Kombination mit Unterstützung aus öffentlichen Förderprogrammen eine größere Synergie erreichen kann. Dazu braucht es auch die breite Unterstützung aus der Bürgerschaft, Ideen aus der Gemeinde und aus dem Umfeld touristischer Anbieter. „Auch wenn es ein steiniger Weg ist, hat unsere Gemeinde bei Erfolg des Projekts einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger und für die nächste Generation hinterlassen“, ist sich Bürgermeister Sebastian Voit sicher.